Eine Produktion, die im Gedächtnis haften bleibt: „Der Kirschgarten“ beim Theater Café Fuerte

Eine Produktion, die im Gedächtnis haften bleibt: „Der Kirschgarten“ beim Theater Café Fuerte

Haben sie den Plot aus Tschechows Drama „Der Kirschgarten“ einfach nur extrahiert oder sind sie mit der 85-minütigen Fassung des Klassikers doch noch ihrer Definition von Theater gefolgt?  Café Fuerte, so der Name des in Vorarlberg und der Ostschweiz ansässigen Ensembles von Danielle Fend-Strahm und Tobias Fend, beabsichtigt mit den Produktionen dezidiert die „Auseinandersetzung mit aktuellen ökologischen und sozialen Themen“. Meist schreibt Tobias Fend die Texte selbst, widmet sich Arbeitsbedingungen und Ausbeutung wie in „Pakete Pakete“ oder der Einsamkeit und…

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Igor Levit und  Richard Siegal – Persönlichkeiten, Menschlichkeit und eine Uraufführung in Bregenz

Igor Levit und  Richard Siegal – Persönlichkeiten, Menschlichkeit und eine Uraufführung in Bregenz

Im März 2022 trat der renommierte Pianist Igor Levit mit der „Passacaglia on DSCH“ von Ronald Stevenson im Rahmen der Bregenzer Meisterkonzerte im Festspielhaus auf. Er setzte damit, wie Silvia Thurner, die ausgewiesene Expertin für Neue Musik in Vorarlberg, in der Zeitschrift „Kultur“ festhielt, einen „Markstein in der langen Rezeptionsgeschichte“ dieser Konzertreihe. Es war die erste, die Judith Reichart als Leiterin des Bregenzer Kulturservice nach der Pandemie konzipiert hatte. In kluger Abwägung einer besonderen Programmwahl hinsichtlich der Tatsache, dass Igor…

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“Die Judith von Shimoda”: In Bregenz uraufgeführt und nun in Wien zu sehen

“Die Judith von Shimoda”: In Bregenz uraufgeführt und nun in Wien zu sehen

Mit „Die Judith von Shimoda“ von Fabián Panisello setzten die Bregenzer Festspiele heuer ihre Uraufführungsserie fort. Die mit der Neuen Oper Wien realisierte Musiktheaterproduktion ließ nahezu vergessen, dass der österreichischen Erstaufführung der bearbeiteten Nachdichtung eines japanischen Schauspiels durch Bertolt Brecht und Hella Wuolijoki wegen ihrer Oberflächlichkeit einst kein Erfolg beschieden war. Ich hatte für die APA rezensiert. Ab 2. November läuft die Produktion nun in Wien. Juan Lucas hat aus der 1929 veröffentlichten, auf einer historischen Überlieferung basierenden Kernhandlung von…

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Ambitioniert: Anmerkungen zur “Giuditta”-Produktion beim Musiktheater Vorarlberg

Ambitioniert: Anmerkungen zur “Giuditta”-Produktion beim Musiktheater Vorarlberg

Selbst produzieren und dabei gerne vom gängigen Repertoire abweichen, lautete die Absicht von Nikolaus Netzer als er vor Jahren das Festival Montafoner Sommer quasi aus dem Hut zauberte. „Der Jahrmarkt“ von Anton Benda oder Glucks „Le Cinesi“ seien als Beispiele kleiner Wiederentdeckungen genannt, die er in Konzerte einbettete, mit denen er Künstlerinnen und Künstlern aus der Region Auftrittspodien verschaffte. Ohne entsprechendes Budget ließ sich die wertvolle Initiative allerdings nicht prolongieren.  Mittlerweile kennt man Nikolaus Netzer, den Dirigenten und engagierten Pädagogen,…

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Starke Saisoneröffnung im Bregenzer Theater Kosmos oder eine Begegnung mit Tschechow im Beziehungs- und Schreiblabor

Starke Saisoneröffnung im Bregenzer Theater Kosmos oder eine Begegnung mit Tschechow im Beziehungs- und Schreiblabor

Eine schlichte Klassiker-Bearbeitung ist im Bregenzer Theater Kosmos, einer Bühne, die sich Ur- und Erstaufführungen verschrieben hat und nur selten zu Stücken aus dem literarischen Kanon abschweift, nicht zu erwarten. „möwe/retweeted“, der erstmals präsentierten Überschreibung eines Tschechow-Stücks von Sina Heiss, hat es bestätigt. Meine Kritik erhielt die Austria Presse Agentur. Hier ein Zusammenfassung mit einer paar Fakten. Bild: Theater Kosmos/Gmeiner Aufführungen im Theater Kosmos in Bregenz bis 21. Oktober

„Atlas streikt“ in Bregenz: Gesellschaftsgestaltende oder unternehmerische Hybris bzw. eine völlig andere Kapitalismuskritik

„Atlas streikt“ in Bregenz: Gesellschaftsgestaltende oder unternehmerische Hybris bzw. eine völlig andere Kapitalismuskritik

Mit der Uraufführung von „Atlas streikt“, einer Adaptierung des Romans „Atlas Shrugged“ von Ayn Rand, hat das Vorarlberger Landestheater die Spielzeit eröffnet. Ich habe u.a. eine Rezension für die Plattform nachtkritik.de verfasst.  In der Wahl des Stücks, in dem man grundsätzlich auch eine völlig andere Kapitalismuskritik findet, lässt sich auch ein Bezug zu Österreich erkennen. Ein Vorfall hat Intendantin Stephanie Gräve nämlich in ihrer Entscheidung bestärkt. Vor eineinhalb Jahren nahm mit Sebastian Kurz ein ehemaliger österreichischer Bundeskanzler und Vorsitzender einer…

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Wie Richard Wagner zum Philosophicum Lech kommt und welche Hoffnung  skrupellos ist

Wie Richard Wagner zum Philosophicum Lech kommt und welche Hoffnung  skrupellos ist

Mit dem „Fliegenden Holländer“ von Richard Wagner beim Philosophicum in Lech, das am 21. September offiziell eröffnet wird und bis 24. September stattfindet, konfrontiert zu werden, war nicht unbedingt zu erwarten. Am philosophisch-literarischen Vorabend, den Konrad Paul Liessmann und Michael Köhlmeier seit Jahren gestalten, erwies es sich als schlüssig. Der Mechanismus ist bekannt: Der Philosoph und wissenschaftliche Leiter der Tagung kommentiert Erzählungen und Nacherzählungen des renommierten Schriftstellers, der – wie es viele kennen – in einzigartiger Weise aus der antiken…

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Theater Mutante schafft eine inspirierende Auseinandersetzung mit dem Abnabeln und Abschiednehmen

Theater Mutante schafft eine inspirierende Auseinandersetzung mit dem Abnabeln und Abschiednehmen

„Eine Meditation über das Ende der Welt“ lautet der Untertitel von „Terrarium“, dem neuen Stück des Theaters Mutante. Was der in Lochau wohnende Ensembleleiter Andreas Jähnert dieses Mal produziert hat, führt zumindest gedanklich zwar einmal ans spanische Kap Finisterre, lässt beruhigenderweise dann aber doch die Erkenntnis von Aristoteles gelten, nach der die Erde eine Kugel ohne Endpunkt ist.  Beunruhigend bleibt, dass das Leben des einzelnen Individuums nur eine kurze Zeitspanne umfasst. Zum Erwachsenwerden zählt die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit. Paradoxerweise…

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Es ist, wie es ist: “Die Wut, die bleibt”, Feminismus und eine besondere Begegnung in Salzburg

Es ist, wie es ist: “Die Wut, die bleibt”, Feminismus und eine besondere Begegnung in Salzburg

Ich habe in den letzten 30 Jahren zahlreiche Inszenierungen von Christoph Marthaler in der Ausstattung von Anna Viebrock erlebt bzw. mir erarbeitet und kann ihre in diesem Sommer realisierte „Falstaff“-Sicht vielleicht auch deshalb nachvollziehen. Abseits der Hysterie im Opernbetrieb, die sich in Salzburg vor allem aufgrund dieser Produktion zeigte, über die man sich wohl auch deshalb ereiferte, weil Falstaff einmal nicht dickbäuchig Klischees erfüllte und man etwas Hirnschmalz aufwenden musste, um den Opernplot und die dazugedichtete Rahmenhandlung in einem Filmset…

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Opernstudio par excellence: Im Bregenzer “Werther” wird Charlotte von lästigen Konventionen befreit

Opernstudio par excellence: Im Bregenzer “Werther” wird Charlotte von lästigen Konventionen befreit

Der Titel der Oper könnte auch „Charlotte“ lauten. Die Partitur von Jules Massenets „Werther“ würde es erlauben und die Inszenierung von Jana Vetten sowieso. Selbst die Aufnahme des Werks in das kompakte Programm der Bregenzer Festspiele lässt diesen Schluss zu. Cio-Cio-San in Puccinis „Madame Butterfly“, der Opernproduktion auf dem See, ist Opfer des Patriarchats, das auch die Protagonisten in Verdis „Ernani“, der heurigen großen Produktion im großen Haus, längst etabliert haben. Unglücklich macht es sie dort alle, unglücklich macht es…

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