Das Barockensemble der Wiener Symphoniker machte Bildstein erneut zum besonders anziehenden Ort

Das Barockensemble der Wiener Symphoniker machte Bildstein erneut zum besonders anziehenden Ort

Wer eines dieser Konzerte erlebt hat, der weiß, warum die Karten für den Auftritt des Barockensembles der Wiener Symphoniker längst zu den begehrtesten im gesamten Vorarlberger Kulturangebot zählen. Einer privaten Initiative ist es zu verdanken, dass ein Konzert, das einst zum Programm der Bregenzer Festspiele zählte, alljährlich im August zahlreiche Menschen in die Basilika nach Bildstein lockt. 

Die engagierte Organisatorin Inge Spiegel hatte am vergangenen Sonntag für derart viele Zusatzsessel zu sorgen, dass es bald überlegenswert ist, das Konzert an zwei Terminen anzubieten. Und das lag gewiss nicht nur daran, dass Christian Birnbaum, der Leiter des Ensembles, heuer mit Werken von Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach, den beiden großen Meistern der Barockmusik, aufwartete, auch Programme mit etwaigen Trouvaillen fanden in den letzten Jahren enormen Anklang. 

Mit der Sinfonie in G-Dur von Karl Friedrich Abel (1723-1787) kam es auch heuer in diesem Sinne zu einer reizvollen Begegnung. Die Tempobehandlung und der besondere Dynamik, die Birnbaum dem Werk mit seinem Ensemble angedeihen ließ, sind derart ausgesprochen mozartisch, dass der Dirigent in der anschließenden Erläuterung — sozusagen als zusätzliche Betonung – auch die Anekdote von der Aufnahme der Komposition ins Köchelverzeichnis anführte. Mozart war ein achtjähriger Knabe als er bei einem Konzertaufenthalt in London Abel besuchte und das Werk kopierte.

Übrigens: Der Streicherklang des Ensembles (zu dem nun auch die aus Lustenau stammenden Cellistin Anna Magdalena Amann zählt) ist nicht nur sehr satt, die Spielweise im Geiste der Barocks erhält durch die Akustik in der Basilika besonderen Glanz. Was schon beim Cellokonzert in g-moll von Vivaldi (1678-1741) erlebbar wurde, erwies sich in der Kantate Nr. 56 (Kreuzstab) von Bach (1685-1750) als Klangabfolge von besonders filigraner Schönheit. Nicht nur die Oboe (Solist war Paul Kaiser) brillierte, sondern jede einzelne der Instrumentengruppen stellte den Bariton Georg Lehner vor einer besonderen Herausforderung, die er in klarer Diktion mit geschmeidiger Stimme bewältigte. 

Beim Bravourstück, das Vivaldi für eine besonders begabte Oboistin des von ihm geleiteten Mädchenorchester des Ospedale della Pietà in Venedig komponierte, wurde die Feinabstimmung zwischen dem groß wirkenden Klangkörper und dem warmen Ton des Soloinstruments zu einem als phänomenal zu bezeichnenden Erlebnis.

Nach dem 4. Brandenburgischen Konzert von Bach, das man im Vorjahr bot, wurde heuer das 3. gewählt, in dem die Streicher einen ungemein schwungvollen Auftritt hinlegten. Eine subjektive Interpretation von Christian Birnbaum, die begeisterte. Standing Ovations nach diesem aufbrausenden Finale, das das Ensemble kontrastreich mit Bachs wohl berühmtester Orchestersuite – oft einfach als „Air“ bezeichnet – besonders in sich ruhend und wunderschön gefärbt ergänzte. 

Braucht kaum erwähnt zu werden, dass das Angebot von vielen gerne angenommen wurde, sich bis zur Begegnung im nächsten Jahr mit den CD-Einspielungen des Barockensembles der Wiener Symphoniker auseinanderzusetzen.

Christa Dietrich

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