Von üblichen Angeboten abweichend: Neues Projekt der Camerata Musica Reno mit der Tänzerin Silvia Salzmann

Von üblichen Angeboten abweichend: Neues Projekt der Camerata Musica Reno mit der Tänzerin Silvia Salzmann

Es ist ein sehr gewagtes Unterfangen, aber mit der Gewissheit, dass er sehr gute junge Musikerinnen und Musiker und dazu noch eine ambitionierte Tänzerin und Choreographin an seiner Seite hat, konnte Tobias Grabher nun ein Orchesterkonzert mit Tanz realisieren. Der Vorarlberger Dirigent hat vor zwei Jahren die Camerata Musica Reno gegründet, die trotz unterschiedlicher Besetzungen, die die Karrieren seiner Mitwirkenden mit sich bringen, auf begeistert hohem Qualitätslevel agiert. 

Mit der jüngsten Produktion hat er sich einer enormen Herausforderung gestellt. Dasselbe gilt für Silvia Salzmann, die Aaron Coplands “Appalachian Spring”, geschaffen für die Choreographin Martha Graham, umsetzte. Ergebnis: Die jungen Musikerinnen und Musiker (die allesamt schon beachtliche Erfolge vorzuweisen haben) erzeugten einen derart satten, gerundeten und dabei transparenten Orchesterklang, dass man anfing durchzuzählen, ob da nicht doch noch ein paar mehr sitzen. Silvia Salzmann gelang es, das Thema des Stücks, nämlich das Aufeinandertreffen von Paaren mit Lebenserfahrung und Lebensneugier in ihrem konzentrierten, mit einigem Witz aufgepeppten Solo inspirierend zu vermitteln. Mit einem Bewegungsvokabular, das die ursprüngliche Chorographie erahnen bzw. erspüren lässt, aber deutlich persönlich akzuentiert bleibt sowie mit einigen farblichen Aspekten in den Ausstattungselementen werden die unterschiedlichen Emotionen transportiert. Das besonders Schöne daran: Tanz – das Podium von Silvia Salzmann wurde hinter dem Orchester platziert – und Musik bleiben in sehr guter Balance. Visuell drängt sich dem Publikum nichts in den Fokus. Wer wie ich zwischendurch Lust hatte, die Bewegungen der Geigerinnen, etwa der Konzertmeisterin Xenia Rubin, zu verfolgen, dem entglitt das Thema des Tanzes dennoch nicht. Da haben sich mit Tobias Grabher und Silvia Salzmann zwei Künstlerpersönlichkeiten mit Vertrauen zueinander und großem Respekt vor der jeweiligen Leistung getroffen, so dass sich deren Ideen bestens verzahnen konnten.

Kombiniert mit Charles Ives „The Unanswered Question“ (als filigrane Zwiesprache zwischen Streichern und Bläsern) und dem entsprechend zart wiegenden „Lullaby“ von George Gershwin ist dies eine so berührende wie anregende und von den üblichen Angeboten abweichende Produktion.

Die Musiklastigkeit der Vorarlberger Kulturszene bzw. der hier realisierten Projekte, ist auf die vielen gut ausgebildeten Musikerinnen und Musiker in der Region zurückzuführen. Sind die Projekte derart mutig bzw. werden Kooperationen mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Sparten verwirklicht, dann ist wieder alles im Lot. 

Christa Dietrich

Weiter Termine nach der Premiere im Theater Kosmos in Bregenz: 9. Juli, KOM in Altach; 10. Juli, Lokremise St. Gallen.

Szenenbild: Lukas Grabher

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