Das Verbindende zwischen der Biennale in Venedig und dem Bregenzer Magazin 4

Das Verbindende zwischen der Biennale in Venedig und dem Bregenzer Magazin 4

Schon öfter hat eine Künstlerin oder ein Künstler Österreich bei der Biennale Venedig vertreten nachdem gerade eine Ausstellung in Vorarlberg stattfand. Das ist nicht prinzipiell von übergroßer Bedeutung, aber in einigen Fällen speziell erwähnenswert. Ein besonderer Coup ist Thomas D. Trummer, Direktor des Kunsthaus Bregenz, mit Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl gelungen. Im Pandemiejahr 2020, als bereits feststand, dass die Kunstbiennale um ein Jahr verschoben wird, realisierte das Künstlerduo im KUB kurzfristig ein großes Projekt. Ab April 2022 war es dann so weit, im Österreich-Pavillon in Venedig wurde in einer opulenten, raumgreifenden und bis November zu sehenden Installation auf gesellschaftspolitische Themenfelder verwiesen, die bereits in Bregenz anklangen. Über 820.000 Besucherinnen und Besucher dokumentieren das weltweite Interesse an dieser Ausstellung.

Rückführung des Magazin 4 durch Judith Reichart

Nun wurde die aus Leningrad stammenden und mittlerweile in Wien lebende Künstlerin Anna Jermolaewa für die Biennale 2024 nominiert. Das Kunsthaus Bregenz verwies umgehend auf die Verbundenheit mit Jermolaewa, die sich in ihrem Werk mit der politischen Geschichte und Gegenwart auseinandersetzt und von der man mehrere Arbeiten angekauft hat.  Zu sehen waren Werke von Anna Jermolaewa in jener Ausstellung, mit der Judith Reichart, damals erst einige Monate als Leiterin des Kulturservice in Bregenz tätig, im Sommer 2021 das Magazin 4 wieder zu einem Ort der zeitgenössischen Kunst machte. Die Künstlerin erzählt anhand ihrer Zeichnungen, mit Filmen und konzeptuellen Arbeiten berührende Geschichten über das globale Ausmaß von Entscheidungen, dem Kampf der Supermächte oder von menschlichen Schicksalen. Dazu gehörte eine Serie mit Zeichnungen von Tauben, deren Fähigkeiten als Boten verschiedentlich – unter anderem auch zu Spionagezwecken im Zweiten Weltkrieg – genutzt wurden. Sie ist eigens für die Ausstellung in Bregenz entstanden und wurde später vom Bund angekauft.

Thematisiert wurden in dieser Ausstellung auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Vorarlberg und Nigeria. Einige Hersteller produzieren beispielsweise immer noch Stoffe für Festlichkeiten, deren Konzept, wie eine Videoinstallation zeigt, auch deren Finanzierung sichert.

Gute Entscheidung

Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang auch ein etwas unrühmlicher Aspekt. In Österreich hat man sehr lange gebraucht, bis eine Künstlerin das Land auf der bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Biennale vertreten konnte. Nach einer Reihe von Soloauftritten von Künstlern, waren bei Gruppenauftritten gelegentlich Werke von Künstlerinnen zu sehen. Im Sommer 2019 konnte mit Renate Bergmann schließlich erstmals eine Künstlerin den Austria-Pavillon in den Giardini allein bespielen. Eröffnet wurde er im Jahr 1934 und errichtet nach den Plänen der Architekten Josef Hoffmann und Robert Kramreiter. Nach Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl gehört er 2024 nun Anna Jermolaewa. Eine gute Entscheidung.

Christa Dietrich

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