Wiener Burgtheater mit „Die gefesselte Phantasie“ in Bregenz: Das Subversive in Komödie und Klamauk zur Wirkung gebracht

Wiener Burgtheater mit „Die gefesselte Phantasie“ in Bregenz: Das Subversive in Komödie und Klamauk zur Wirkung gebracht

Das mit einem Engagement von Herbert Fritsch verbundene Risiko dürfte in Bregenz sogar noch größer sein als in Wien. Jenes Publikum, das sich hier für Theater interessiert, ist mit seiner Ästhetik schon seit Langem vertraut. Bevor das Burgtheater auf den in Berlin Erfolge feiernden Schauspieler und Regisseur aufmerksam wurde, inszenierte dieser nämlich am Schauspielhaus und an der Oper in Zürich. Mitunter wurden den Akteuren dabei geradezu akrobatische Leistungen abverlangt und die Buntheit ist quasi ein Markenzeichen von Fritsch. Doch liefert er nur das, was vermutet bzw. erwartet wird, oder überrascht er noch?

Die Frage kann nach der Premiere von „Die gefesselte Phantasie“ von Ferdinand Raimund in Wien (dem ein Bericht in den Vorarlberger Nachrichten und auf vn.at folgte) und der nun stattgefundenen Aufführungen im Rahmen der Bregenzer Festspiele mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden. 

Ein anderer, ein guter Zugang

Die unterschiedlichen Settings im 1828 uraufgeführten Zauberspiel zu belassen, birgt die Gefahr einer Banalisierung des schon damals als eher schwach empfundenen Werks. Da wäre somit die Blumeninsel mit einer Königin und einem dichtenden Hofstaat, auf der zwei Zauberschwestern für Unfrieden sorgen und die Phantasie fesseln worauf keinem mehr etwas einfällt. Auf der anderen Seite stehen die derb gezeichneten Auftritte in einem Wiener Wirtshaus, von dem eine der Zauberschwestern den Harfenisten Nachtigall auf die Insel beordert, wo er somit locker jenen Dichterwettstreit gewinnen kann, den Königin Hermione mit der Bekanntgabe ausruft, den Sieger zu ehelichen. 

Fritsch wählt einen anderen Zugang. Bei ihm gibt es keine zwei Ebenen, sondern nur jenen schrill-bunten Haufen skurriler Personen, die das Publikum in eine Welt katapultieren, die sie in Kindertheatertagen erlebt haben. Und zwar mit dem Mehr an Anspruch von Erwachsenen und nicht für ein paar Momente, sondern über gut zwei Stunden, in denen das Ensemble den Humor und das Groteske in Gang hält. Einzig ein paar Längen in der Wirtshausszene sind nach wie vor gegeben, ansonsten bleibe ich bei meiner Aussage, dass Maria Happel, Elisa Plüss, Sarah Viktoria Frick, Markus Scheumann, Günter Eckes, Tim Werths, Sebastian Wendelin, Blass Amada, Arthur Klemt etc. ein entsprechendes Quantum an Subversivem in Komödie und Klamauk zur Wirkung bringen. 

2021 war das Wiener Burgtheater mit der Premiere der Produktion „Richard II.“ von Shakespeare in Bregenz, 2022 folgte ein Gastspiel mit „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre. Wenn nach „Die gefesselte Phantasie“ die Kooperation fortgesetzt wird (die es im Übrigen in den Anfangsjahrzehnten der Festspiele gab) und ein Programmpunkt hinzukommt, dann hat Vorarlberg Osterfestspiele.

Christa Dietrich

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