Das wirkt nach: „Alice im Wunderland“ am Vorarlberger Landestheater mit Künstlerinnen und Künstlern des Ensembles Café Fuerte

Das wirkt nach: „Alice im Wunderland“ am Vorarlberger Landestheater mit Künstlerinnen und Künstlern des Ensembles Café Fuerte

Dass das Vorarlberger Landestheater nicht nur Künstlerinnen und Künstlern sowie Firmen in der Region Aufträge erteilt, sondern dass auch die Projekte der kleinen Kulturunternehmen im Land verfolgt werden, zeigt sich in der aktuellen Produktion „Alice im Wunderland“. Ein Aspekt, dem besondere Beachtung zukommen soll. Danielle Fend-Strahm wurde als Regisseurin engagiert, Matthias Strahm hat die Ausstattung konzipiert und Florian Wagner die Musik zur Produktion erdacht bzw. geschaffen.

Theaterfreunden sind die Personen bekannt. Danielle Fend-Strahm ist gemeinsam mit Tobias Fend (der einige der vielen Rollen übernimmt) Leiterin des Theaterensembles Café Fuerte, das mit zwei Adressen – davon eine in Vorarlberg und eine in der Ostschweiz – zu den wichtigsten und mit Sicherheit zu den aktivsten Unternehmen der freien Szene in der Region zählt. Matthias Strahm und Florian Wagner wurden von Intendantin Stephanie Gräve sozusagen gleich mitengagiert. Eine hervorragende Wahl.

Nach „Pünktchen und Anton“ im Vorjahr und nach „Vevi“, einer Produktion, mit der man auch für die Wiederentdeckung von Erica Lilleggs Kinderbuch sorgte, steht heuer mit „Alice im Wunderland“ ein Klassiker als Familienstück auf dem Programm. Wohl jeder hat dazu Bilder im Kopf und fast jeder kennt eine der vielen wissenschaftlichen Abhandlungen zu Aspekten der Identitätsfindung oder der Nonsense-Literatur bis hin zur Annahme, dass einige Szenen unter Drogeneinwirkung verfasst wurden. Die Eckdaten sind jedenfalls klar. Das Buch ist im Jahr 1865 erschienen und seit etwa 120 Jahren wurde es mehrfach verfilmt, vertont und für die Bühne bearbeitet. 

Das Vorarlberger Landestheater verwendet die Übersetzung von Peter Siefert, in der Alice aus der Enge des Elternhauses ausbricht und in der sich vor allem in der Begegnung mit der bösen Herzkönigin der Erwerb einer eigenen Entscheidungsfähigkeit andeutet.

Poesie und Fantasie

Danielle Fend-Strahm ist keine Regisseurin, die sich dabei auch nur annähernd in Erbauungsliteratur und Erklärungsbedarf verstrickt oder – was einfach wäre – ihr junges Publikum mit Actionszenen ködert. Poesie, Fantasie und Skurriles kommen in guter Verbindung zur Wirkung. Vivienne Causemann schafft es, als Alice im Fokus zu bleiben, obwohl die Figuren vom Kaninchen bis zur Raupe oder bis zum Hutmacher aus einem wesentlich größeren Potenzial an darstellerischen Möglichkeiten schöpfen können. Das ist eine imponierende Leistung der Schauspielerin wie der Regisseurin. Bei der Grinsekatze an die von Café Fuerte realisierte Bühnenadaptierung des Kinderbuches „Der schwarze Hund“ von Levi Pinfold erinnert zu werden, beschert berührende Momente. Nachdem mit dem Bühnenbild das Innere der im Stück so wichtigen Uhr angedeutet wird bzw. spätestens nach der witzigen Umarbeitung des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, ist man sicher, dass diese Zusammenarbeit des Landestheaters mit den Künstlern von Café Fuerte geglückt ist.

Das Stück wird ab dem Volksschulalter empfohlen, das überwiegend erwachsene Publikum einer Abendvorstellung nach der Premiere hat mit viel begeisterndem Applaus für Vivienne Causemann, Tobias Fend, Luzian Hirzel, Johanna Köster, Dalibor Nikolic und Nico Raschner bekundet, dass man die knapp 90 Minuten Spieldauer goutierte. Sie enthalten so viele Komponenten, dass die Bilder wie die Musik nachwirken können.

Das Vorarlberger Landestheater hat damit auch eine wichtige Funktion als Unternehmen in der Region verdeutlicht. Obwohl budgetär unterdotiert, produziert es nach Möglichkeit Stücke mit den besten Künstlerinnen und Künstlern aus der Region.

Christa Dietrich

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