Zeitgemäß interpretiert: Begegnung mit Konstantin Krimmel und Christiane Karg bei der Schubertiade
Wer die städtebaulichen Initiativen von Gerd Nachbauer in Hohenems sowie die Arbeiten am Markus Sittikus Saal miterlebt hat, den freut es besonders, dass der Schubertiade-Geschäftsführer mit seinen Aussagen zur guten Akustik des Raumes recht behielt. Konstantin Krimmel hat dort gemeinsam mit Daniel Heide Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ aufgenommen.
Besucher des Liederabends am Montag im Angelika Kauffmann Saal in Schwarzenberg konnten die CD (Label Alpha) bereits erwerben, Anfang Juli ist sie im Fachhandel erhältlich.
Der Bariton, den ich als Guglielmo in der Neuinszenierung von Mozarts „Cosi fan tutte“ an der Bayerischen Staatsoper noch gut in Erinnerung habe, hat vor drei Jahren bei der Schubertiade debütiert.
Seine „Müllerin“ ist aus folgenden Gründen mehr als bemerkenswert: Eine derartige Frische von „Das Wandern“ bis hin zu „Des Baches Wiegenlied“ ist selbst bei den ausgewiesenen Lied- bzw. Schubertexperten nicht grundsätzlich vorhanden. Die Stimme ist geschmeidig, hat eine ungemeine Klarheit in der Tiefe, kein einziger Ton bleibt ihm versagt. Der Schmerz des unglücklich Verliebten wird als erschütternde Erfahrung vermittelt. Und im schön wiegenden „Der Bach“ schwingt eine leise, in der Schubert-Interpretation zeitgemäße Hoffnung mit, die Daniel Heide entsprechend unterstreicht.
Stehende Ovationen im Kauffmann-Saal, im kommenden Jahr ist Konstantin Krimmel wieder in Vorarlberg.
Christiane Karg ist Opern- und Liedinterpretin mit umfangreichem Repertoire. Ihr Liederabend mit dem Zyklus „Les nuits d’été“ von Berlioz mit Gedichten von Théophile Gautier sowie den Mignon-Liedern (nach Texten von Goethe) und weiteren Schubert-Vertonungen von Goldoni, Vittorelli und Metastasio bot eine dramaturgisch gut gestaltete Farbpalette. Die Sopranistin ist Profi genug, um dem Gefühlsüberschwang bei Berlioz gute Konturen zu verleihen. Das Spiel des Pianisten Malcom Martineau harmonierte nicht immer akkurat mit dem bestens eingesetzten samtenen Ton der Stimme. Das aber nur nebenbei, denn im Ohr bleiben sowieso die schönen Bögen, eine exakte Höhe und ein unaufgesetztes, mitreißendes Temperament der Sopranistin.
Schon bei zwei Konzerten hat sich gezeigt, was die Schubertiade so faszinierend macht.
Christa Dietrich
Bilder: Schubertiade
Die Schubertiade in Schwarzenberg dauert noch bis 25. Juni.