Igor Levit und  Richard Siegal – Persönlichkeiten, Menschlichkeit und eine Uraufführung in Bregenz

Igor Levit und  Richard Siegal – Persönlichkeiten, Menschlichkeit und eine Uraufführung in Bregenz

Im März 2022 trat der renommierte Pianist Igor Levit mit der „Passacaglia on DSCH“ von Ronald Stevenson im Rahmen der Bregenzer Meisterkonzerte im Festspielhaus auf. Er setzte damit, wie Silvia Thurner, die ausgewiesene Expertin für Neue Musik in Vorarlberg, in der Zeitschrift „Kultur“ festhielt, einen „Markstein in der langen Rezeptionsgeschichte“ dieser Konzertreihe. Es war die erste, die Judith Reichart als Leiterin des Bregenzer Kulturservice nach der Pandemie konzipiert hatte. In kluger Abwägung einer besonderen Programmwahl hinsichtlich der Tatsache, dass Igor Levit zu den Stars der von Gerd Nachbauer geleiteten Schubertiade in Hohenems und Schwarzenberg zählte, wurde es ein besonderer Abend. 

Dieser erfährt nun mehr als nur eine Fortsetzung, die sich Musikfreunde erhofft hatten. Was nun für den 18. Mai nächsten Jahres angekündigt wurde, repräsentiert im besonderen Sinn eine Zusammenführung der Meisterkonzerte mit dem in den späten 1980er-Jahren gestarteten und kontinuierlich durchgeführten Tanzfestival Bregenzer Frühling sowie die gelungene Absicht von Judith Reichart, zwei herausragende Künstlerpersönlichkeiten zusammenzubringen. Darüberhinaus haben Igor Levit und der Choreograf Richard Siegal die Komposition „The People United Will Never Be Defeated“ von Frederic Rzewski für die gemeinsame Arbeit gewählt.

Rzewski (1938-2021), einst ein Lehrer von Levit, schrieb das Werk für die 200-Jahr-Feier der Vereinigten Staaten basierend auf einem Protestlied von Sergio Ortega gegen den Diktator Augusto Pinochet. Verarbeitet wurden dabei aber auch Themen aus dem Solidaritätslied von Hanns Eisler.

Die Uraufführung am 18. Mai 2024 in Bregenz ist somit auch geprägt von einer humanitären Haltung.

Als Kulturjournalistin, die bereits tätig war, als Oscar Sandner das Festival Bregenzer Frühling als Angebot für das gebildete Bürgertum in der Landeshauptstadt mit klassischen Ballett gründete und die die programmatische Öffnung unter seinem Nachfolger Wolfgang Fetz miterlebte, sehe ich die Weiterführung durch Judith Reichart als Ergebnis einer klugen Evaluierung. Getoppt noch vom Bericht, dass Igor Levit seine Zusage vor einem Jahr mit dem Satz “Judith, ich gebe dir das als Weihnachtsgeschenk” unterstrich.

Am 4. Mai 2024 kommt im Rahmen des Bregenzer Frühling übrigens eine Choreografie von Sharon Eyal zur Aufführung.

Christa Dietrich

Im Bild: 

Kulturservice-Leiterin Judith Reichart mit dem Choreografen Richard Siegal und Bgm. Michael Ritsch.

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