So funktioniert gutes Schultheater und so funktioniert Satire: Gymnasium Egg spielt Dario Fo

So funktioniert gutes Schultheater und so funktioniert Satire: Gymnasium Egg spielt Dario Fo

Was ist Dario Fo da bloß eingefallen? Propagiert er doch Prostitution zur Erreichung der Geschlechtergleichheit. Ausgesprochen von Schülerinnen ist dieser Gedanke besonders delikat. Doch so dick kommt es nicht in seinem Stück „Siebtens: Stiehl ein bisschen weniger“, das die Schultheatergruppe des Gymnasiums Egg heuer aufführt und in dem sie die Doppeldeutigkeit mancher Sätze erkennt. Der mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnete italienische Regisseur, Schauspieler und Erzähler hat nämlich auch als Satiriker und mit politischen Kommentaren reüssiert. Bestens bekannt ist seine Tragikomödie „Offene Zweierbeziehung“, in der ein Mann die von ihm propagierte offene Ehe dann nicht verkraftet, wenn sie auch seine Frau für sich in Anspruch nimmt. Neben „Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan“ mit witzig entlarvten Schattenseiten von Christoph Kolumbus findet man auch „Siebtens: Stiehl ein bisschen weniger“ im deutschsprachigen Raum immer wieder in Schultheaterprogrammen. Und das obwohl hier ungemein komplexe Dialoge zu bewältigen sind.  Dass die Theatergruppe des Gymnasiums Egg damit keine Schwierigkeiten hat, auch reichlich verworrene Handlungsstränge nicht scheut und dass hier erstaunliche Begabungen zueinanderfinden, hat sich in den letzten Jahren bei Aufführungen von mehreren Klassikern gezeigt. 

Schlitzohrigkeit ist dem Team zudem eigen. Hauptfigur Enea immer noch getreu der Kurzbeschreibung des Theaterverlages als „naives Mädchen“ anzukündigen, um das Publikum in die Falle zu locken, das hat Witz und Methode. Die junge Totengräberin, die mit windigen Spekulanten, korrupten Politikern, Doppelmoral, Gier, Bigotterie etc. konfrontiert ist, legt hingegen Gerissenheit an den Tag und wird von Lilli Flatz mit viel Bühnenpräsenz verkörpert. Mit Nina Hofer, dem Geschäftsmann, zeigt sich ebenfalls ein großes Talent. Sie begeistern aber alle diese rund 40 Mitwirkenden aus verschiedenen Orten des Bregenzerwaldes. Und zwar, weil in jedem Satz, in den Betonungen und in den Reaktionen erkennbar wird, dass der Stücktext bis ins kleinste Detail erarbeitet wurde. 

Neben Direktor Ariel Lang als Regisseur haben zahlreiche Lehrpersonen an der Realisierung mitgewirkt. Es gibt auch bei dieser Produktion kein großes Bühnenbild, kaum Effekte, nur ein paar Requisiten. Was zählt ist die Ausdruckskraft jeder Akteurin und jedes Akteurs, die wirkt und nachwirkt. Im Übrigen auch mit einigen treffenden Aktualisierungen beim Reigen der Nationen inklusive USA. Das Spekulantentum kennt bekanntlich keine Grenzen und es profitiert von der Manipulierbarkeit der Menschen gegen die an sich ein Kraut gewachsen wäre. Es nennt sich Bildung, die Schülerinnen und Schüler in Egg wissen es und vermitteln es lustvoll.

Weitere Aufführungen am 12. April im Gemeindesaal Mellau und am 13. April im Hermann-Gemeiner-Saal in Alberschwende, jeweils um 20 Uhr.

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