Unverschämt plakativ und unverschämt gut: neue Theatersoap von Café Fuerte

Unverschämt plakativ und unverschämt gut: neue Theatersoap von Café Fuerte

Besser als jüngst in Urnäsch kann es nicht laufen. An einem Frühlingsabend ist es so kalt wie im Winter, auf einer Freilichtbühne plärren lauter Kotzbrocken zu erbärmlicher Schlagermusik, aber das bibbernde Publikum jubelt. Warum? Weil das Theater Café Fuerte perfekt auf dem Grat wandert, auf dem eine Komödie in die reine Farce zu kippen droht, die Balance aber in keiner Sekunde verliert. Ein Hochseilakt. 

Unter dem Titel „Baden wär mir lieber“ haben Tobias Fend und Danielle Fend-Strahm eine neue Theatersoap angekündigt. Der in Hittisau geplante Auftakt des ersten Teil der Blasenheim-Trilogie musste ins Haus verlegt werden. In Urnäsch hat es geklappt. Wiesenhänge, auf denen Kühe grasen als seien sie dort für ein naives Gemälde platziert worden, ein uriges Werkstattlokal an einer Straßenbiegung, davor ein Platz, der zur Bühne wird. Regisseurin Danielle Fend-Strahm weiß, dass es nichts bringt, die Idylle zu kontrastieren. Sie arbeitet damit, steigert die Überzeichnung der Figuren behutsam, gönnt sich zwar ab und zu Klamauk und Slapstick, bleibt aber bei der Satire. Als hätte der Ausstatter ein Symbol für die Regiearbeit schaffen wollen, schwebt die zentrale Tischplatte nur auf einem Bock, für die Stabilität hat immer irgendjemand eine Hand, ein Knie oder den Rücken parat. Die Auftritte von Tobias Fend, Simon Labhart, Stefan Pohl und Gregor Weisgerber sind rasant durchchoreografiert. Diese Soap hat einen Sog, der unwillkürlich mitreißt, denn der Text selbst, na ja, der erzählt von Blendern, von einem Politiker, einem Arzt, einem Unternehmer und einen Therapeuten, die an einem Glühweinstand am Weihnachtsmarkt scheinbar Gutes tun und vor allem eines können, nämlich in die eigene Tasche wirtschaften.

Unverschämt Plakatives, unverschämte Klischees können auch unverschämt gut sein, wie „Baden wär mir lieber“ als erster Teils einer „Blasenheim-Trilogie“ bestätigt, deren Fortsetzung Café Fuerte nicht auf die lange Bank – äh, lange Tischplatte – schieben sollte.

Apropos: Dass es das Team auch erst kann, wissen wir beispielsweise von „Die Wand“ nach dem Roman von Marlen Haushofer und der Kurzfassung von Tschechows „Kirschgarten“. 

Weitere Aufführungen von “Baden wäre mir lieber” finden in Vorarlberg (Feldkirch und Dornbirn) und im Appenzell (Urnäsch) statt.

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